Sonntag, 6. Mai 2012
Kapitel 20
KAPITEL 20 (Yuki)
Ich lag in meinem Zimmer auf dem Bett und wartete auf Kenta. Ich musste ihn unbedingt etwas fragen. Als er kam, fing ich sofort an: „Also, da Kyoshi, der Leader der Löwen-Organisation, tot ist, welche Organisation seid ihr dann?“ Kenta lächelte mich an. „Ich wusste, dass diese Frage bald kommen würde. Also, es gibt ein System. Die oberste Organisation ist die Bluts-Organisation, die stärkste und brutalste Organisation. Von ihr bekommen wir Aufträge und Befehle, also von der Leaderin dieser Organisation. Die Ninjas der Bluts-Organisation sind allesamt unsterblich. Yumiko, die Leaderin, hat die selbe Gabe wie du. Sie kann Unsterbliche töten. Eigentlich kann diese Gabe nur vererbt werden, aber ich denke nicht, dass Yumiko deine Schwester oder so sein könnte, ihr habt nämlich keine Ähnlichkeiten miteinander. Dann kam die Löwen-Organisation, die nun aufgelöst wurde, da der Leader gestorben ist...“ Er sah mich an und fuhr dann aber fort: „ Nur der Leader dieser Organisation war unsterblich. Nun, danach kommen wir, die Gold-Organisation. Wir sind nicht unsterblich, dafür haben hier aber alle spezielle Fähigkeiten wie Blutbändigen oder Gedankenlesen. Nach uns kommen noch die Adler-Organisation, die Bronze-Organisation, die Gras-Organisation und zuletzt noch die Mäuse-Organisation, die sich eigentlich aus allem raushält und nie etwas tut. Nun, ich hoffe, das beantwortet deine Frage.“ Ich nickte nachdenklich und Kenta ging wieder. Ich machte mir plötzlich Gedanken, die mir zuvor nie eingefallen wären. Wenn Daisuke jetzt böse ist, heißt das ja auch, dass wir irgendwann gegen den Organisation kämpfen müssen. Und dieser Kampf bedeutet auch, dass ich Misaki und meine anderen Freunde umbringen muss. Das war ein schrecklicher Gedanke. Aber wenn Misaki und die meisten Anderen schon so lange im Organisation waren, könnte es vielleicht heißen, dass sie mit Daisuke unter einer Decke stecken! Ich ballte meine Hände zu Fäusten, meine Fingernägel schnitten in mein Fleisch. Ich dachte, ich hätte ein Mal gute, nette Freunde gefunden und dann sind sie böse und wollen die Welt beherrschen, ich hatte zwar keine Ahnung, was genau sie wollten, aber so etwas wie die Weltherrschaft will doch jeder Bösewicht. Mann! Ich konnte echt nie die richtigen Freunde finden! Ich schmiss das Bild von mir und meinen angeblichen Freunden gegen die Wand. Da kam Kenta rein. „Was hast du, Süße?“ fragte er. Ich entgegnete wütend: „Nun, ich habe gerade herausgefunden, dass meine besten Freunde mich warscheinlich nur ausgenutzt haben. Ich bin so sauer!“ Ich fletschte meine Zähne. Kenta nahm mich am Arm, drückte mir meine Messerhandschuhe in die Hände und zog mich mit sich. Er ging mit mir raus und in Richtung Hauptquartier des Drachen-Organisations. „Wenn du Rache willst, kannst du sie bekommen!“ rief er und wir liefen weiter. Dann blieb Kenta stehen und ging wieder, er meinte, er würde bei so einer Angelegenheit ja nur im Weg stehen. Ich nickte und lief weiter. Dann hörte ich Stimmen. Ich huschte hinter ein Gebüsch und lugte durch die Blätter. Mein erstes Opfer! Chihiro! Sie hatte so getan als wäre sie lieb und nett, genau wie Chou, der hinter ihr her ging und sich umschaute. Ich schlich hinter einen Baum und setze meine Spezialfähigkeit ein. Weiße Haare, rote Augen, es klappte! Der blaue Nebel um meinen Waffen war auch da. Ich stürzte aus dem Gestrüpp auf Chihiro zu. Sie drehte sich um und wich meinen Schlägen aus. Sie holte eine Bombe aus ihrer Tasche und warf sie auf mich. Sie schnipste mit den Fingern und die Bombe explodierte. Ich wurde gegen einen Baum geschleudert. „Warum, Yuki? Was haben wir dir getan?“ fragte Chihiro, mit Tränen in den Augen. Ich ignorierte ihre Frage, stand auf und griff erneut an. Als ich gerade Chihiro aufschlitzen wollte, sprang Chou dazwischen. „Nein!“ schrie er. „Mutig, mutig, du beschützt deine kleine Schwester, nur leider wird es dir nichts bringen, da sie gleich auch verenden wird!“ lachte ich hämisch, und stieß meine Messer noch tiefer in Chous Brust. Er ächzte, ich zog meine blutgetränkten Messer aus seiner Brust und ließ ihn auf die Erde fallen. Dort lag er nun, zitternd, in seinem eigenem Blut. Armselig. Chihiro stand daneben und fing an zu weinen. Sie holte noch eine Bombe heraus, und zielte auf mich. Plötzlich verspürte ich einen Schmerz an meinem Bein. Chou hatte mir noch seinen Dolch ins Bein gerammt, Blut floss in meinen Schuh. Das war ganz schlau von ihm, leider nicht schlau genug. Ich war nun zwar etwas gelähmt, doch ich konnte nicht sterben, selbst, wenn er mir hundert Mal den Dolch durch mein Herz stechen würde, würde ich nachher noch leben. Die zwei hatten keine Chance gegen mich. Chihiro feuerte die Bombe, ich sprang hoch und die Bombe traf Chou, der nun endgültig von seinen Qualen erlöst war. Ich landete auf Chihiro und schnitt ihre Kehle durch, dieses junge Mädchen sollte keinen langen, quälenden Tod haben. Blut schoss aus ihrer Kehle, sie prallte auf der Erde auf und war tot. Ich drehte mich um und wollte gehen, als ich plötzlich gefangen war. Ein Gefängnis aus irgendetwas Durchsichtigen hatte sich um mich gebildet, ich konnte mich nicht mehr bewegen. „Wer wagt es...?!“ zischte ich, doch dann sah ich Kazuma, der das Gefängnis hat entstehen lassen. „Willst du das wirklich, Yuki? Du hast gerade deine unschuldigen Freunde ermordet! Hatte das überhaupt einen Grund? Wie ich an deiner Kleidung sehe, bist du der Gold-Organisation beigetreten. Das sind, nach der Bluts-Organisation, die gemeinsten, hinterlistigsten Mörder der Welt. Du kannst doch Gedanken lesen, hast du das bei ihnen jemals versucht? Hast du es versucht? Ich denke nicht, also gebe ich dir einen Rat. Du solltest nicht jedem, der dir gut gefällt, vertrauen. Vertrauen kannst du nur denjenigen, die alles für dich tun würden, die, die ihr Leben für dich geben würden. Chihiro konnte auf jeden Fall ihrem großen Bruder Chou vertrauen, er hat sie beschützt, zwar nicht ihr Leben gerettet, aber er wäre immer für sie gestorben, wenn sie in einer brenzligen Situation wäre. Und außerdem, weißt du eigentlich, dass Sora völlig am verzweifeln bist, weil er denkt, dass du mit einem anderen durchgebrannt wärst oder irgendwo gefangen gehalten wirst? Ich denke nicht. Hör auf mit dem Quatsch. Komm wieder zur Vernunft!“ redete er auf mich ein. Ich war verunsichert. Was hatte ich nur angerichtet?! Ich hatte zwei unschuldige Menschen umgebracht! Und auch noch meine Freunde! Wie konnte es nur zu so etwas kommen? Wurde ich etwa verflucht, oder hatte jemand mein Herz versteinert, sodass ich keine Gefühle mehr hatte? Was war mit mir los? Ich fing an zu weinen. „Du... Du hast recht. Was hab' ich mir gedacht? Ich kannte den Typen doch gar nicht. Und warum sollte Daisuke überhaupt böse sein? Ich wette, der Kerl wollte mich nur benutzen, damit ich euch ausschalte. Es... Es tut mir Leid, Kazuma.“ schluchzte ich. Kazuma ließ das Gefängnis verschwinden, ich wurde wieder normal. Meine Haare waren wieder braunrot, meine Augen wieder grün. Der blaue Nebel verflüchtigte sich. Ich lief zu Chou und Chihiro, die in dem See aus Blut auf der Erde lagen. „Oh, Chihiro...“ weinte ich „Es tut mir so Leid! Ich... Ich wünschte, ich hätte vorher bemerkt, dass Kenta ein falsches Spiel mit mir spielte. Es... Es tut mir so Leid!“ rief ich und beugte mich über sie. Meine Tränen tropften auf ihren leblosen Körper. Ich legte meinen Kopf auf ihren Bauch und weinte. Ich konnte nicht aufhören. Was hatte ich nur angerichtet? Ich hatte meine besten Freunde umgebracht! Ich hob Chihiro hoch und bat Kazuma, Chou zu tragen, ich wollte eine richtige Beerdigung für die beiden. Kazuma nahm Chou über die Schulter und ging los. Ich blickte noch in Richtung Gold-Organisation, doch dann drehte ich mich um und ging mit hängendem Kopf los. Diese Leute werden meine Rache zu spüren bekommen, ich war so wütend auf Kenta, auf Nami, auf Aiko, auf die GESAMTE Organisation! Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich die zwei ermordet hatte. Am Hauptquartier angekommen zog ich meine Kapuze über, um unerkannt zu bleiben, was natürlich nicht funktionierte. Sofort strömten alle herbei. Daisuke wurde zu uns durchgelassen, er sah wütend, glücklich und gleichzeitig auch noch geschockt aus. „Zum Glück haben wir dich gefunden, Yuki, wir alle waren schon ganz krank vor Sorge um dich. Aber... Was ist mit Chou und Chihiro passiert?“ fragte er verwundert. Ich ließ Chihiro fallen, fing an zu weinen und fiel auf meine Knie. Ich musste wieder weinen, meine Tränen vermischten sich mit dem Blut aus meiner Wunde am Bein und dem Blut von Chihiro, die neben mir auf dem Boden lag. Sora kam zu mir und nahm mich in den Arm, er versuchte, mich zu trösten, doch dabei weinte er selbst. Er hatte schon wieder einen seiner besten Freunde verloren. Ich stand auf und drückte Sora fest an mich, ich weinte mich an seiner starken Schulter aus. Sein T-Shirt war bereits nass, meine Tränen wollten aber nicht aufhören. Sora ließ mich los, sah in meine Augen und gab mir einen Kuss auf meine Wange. Plötzlich stürmten Mai und Misaki auf mich zu, nahmen mich auch in den Arm. „Wir haben dich so vermisst, wir dachten schon, dir ist etwas passiert!“ schluchzten sie. Plötzlich kicherte Misaki: „Sogar Shin hat sich Sorgen um dich gemacht!“ Mai und Misaki mussten lachen. Ich lächelte etwas, es war schon ein schönes Gefühl, wenn man spürte, dass man vermisst wurde. Plötzlich trat Shin aus der Menge und meinte: „Das ist nicht wahr! Ich hab dir doch schon so oft gesagt, du sollst keine Lügen über mich verbreiten, Schwester?!“ schrie er Misaki an, aber er verriet sich, indem er rot wurde. Aber... Shin war Misakis Bruder?! Stimmt, die beiden hatten wirklich viele Ähnlichkeiten. Aber dann hatte Misaki ja auch noch einen anderen Bruder, da Shin ja einen kleinen Bruder hatte! Dann waren es ja insgesamt drei Geschwister! Misaki stöhnte: „Oh, Mann, Shin... Du solltest dazu stehen, wenn du verknallt bist.“ Ich beobachtete Sora, der einen feindseligen Blick auf Shin warf. „Und außerdem hast du mir das alles groß und breit erzählt. Yuki ist ja so wundervoll! Wenn Sora nur nicht da wäre dann... Mhrmmhrrmmm!“ machte Misaki plötzlich. Shin hielt ihr den Mund zu, dumm grinsend und rot wie eine Tomate. Misaki wedelte wie wild mit ihren Armen. Es war ein echt amüsanter Empfang. Vor allem konnte Misaki Shins Stimme sehr lustig nachmachen. Ich musste plötzlich lachen. Für diesen Moment vergaß ich meine Sorgen. Doch wegen Daisuke war ich immer noch misstrauisch. „Aber es stimmt doch!“ rief Misaki plötzlich. Sie hatte sich Shins Griff entwunden und hielt ihn jetzt im Schwitzkasten. „Na gut, es stimmt, aber wenn ich dir so etwas nochmal erzähle, falls ich dir überhaupt nochmal was erzähle, plapperst du es NICHT aus!“ meinte er trotzig. Misaki rieb mit ihrer Faust auf seinem Kopf herum, Shin verzog sein Gesicht. Anscheinend war Misaki seine große Schwester, und die Stärkere von den beiden. Ich konnte mich vor Lachen nicht mehr halten. Das war echt ansteckend! Plötzlich lachten nämlich ALLE, sogar Mai, die ja sonst über so etwas nicht lachte. Shin wurde noch roter und Misaki grinste amüsiert, sie rieb immer noch mit ihren Knöcheln über Shins Kopf. Als mein Blick dann auf Chou fiel, der nun neben Chihiro auf der Erde lag, überkam mich wieder die tiefe Trauer über diesen Mord den ich begangen hatte. Mai legte einen Arm um meine Schulter und meinte: „Das wird schon wieder, wir machen eine Beerdigung für die beiden und bald vergisst du das. Es war ja nicht deine Schuld, das war ja schließlich diese Organisation bei der du warst. Kazuma hat es allen schon erzählt, und außerdem trägst du ja noch die Kleidung der Organisation. Ich bin allerdings froh, dass du wieder da bist.“ Sie lächelte und hob dann Chihiro auf, Daisuke nahm Chou. Sie trugen die beiden an einen Platz vor dem Eingang in das Gebäude. Dort gruben zwei Jungen bereits zwei tiefe Löcher. Anscheinend waren hier alle informiert. Aber wie? Vielleicht mit Telepathie? Vielleicht konnte Kazuma so etwas. Ich hörte auf, mir den Kopf zu zerbrechen und sah wieder auf. Die hatten sogar Särge! Wie haben die das alles in so kurzer Zeit geschafft? Aber egal. Daisuke legte die beiden leblosen Körper in die Särge und wir gruben sie ein. Ich musste schon wieder weinen, Sora nahm mich in den Arm und küsste mich auf meine Stirn. „Alles wird gut...“ flüsterte er beruhigend. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter.

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