Sonntag, 6. Mai 2012
Kapitel 11 und 12 ♥
KAPITEL 11 (Yuki)
Ich wachte auf. Ich hatte mich an Sora gekuschelt, hatte ein Bein um seinen Körper gelegt und eine Hand auf seinem trainiertem Sixpack. Er hatte einen Arm um mich gelegt. Als ich die Augen öffnete, sah ich, dass Sora schon wach war und an die Decke sah. Ich lief rot an, mal wieder. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Mai stürmte mit Tränen auf den Wangen herein. „Yuki! Koo... Oh, wie ich sehe, ist das gerade ein schlechter Zeitpunkt...“ grinste sie frech. Ich nahm meine Hand und mein Bein schnell von Sora weg, räusperte mich und stand auf. Sora lächelte verlegen. Ich ging zu Mai. „Was ist los?“ fragt ich, als ich sah, dass sie geweint hat. „Komm bitte mit...“ sagte sie nur, und ging. Ich folgte ihr und ließ den nun lachenden Sora alleine im Zimmer zurück. Ich kam an Takashi vorbei, der Misaki im Arm hatte. Beide grinsten mich an. Mist! Ich hatte noch mein Schlafzeug an! Ich wurde rot wie eine Tomate und lief schneller. Ich folgte Mai in ihr Zimmer, wo sie in Tränen zusammenbrach. „Es... Es ist wegen...“ weiter konnte sie nicht reden, sie musste zu sehr weinen. „Was ist los, Süße?“ beruhigte ich sie. „Ich wollte gestern meine Eltern besuchen... Das mache ich jeden Tag, seit wir Yumi geholt haben. Doch, gestern...“ Ein weiterer heftiger Anfall von Schluchzern überkam sie. „Ich... Ich fand sie tot und heftigst blutend auf dem Boden ihres Hauses, überall war Blut... Nur Blut... Oh, ich werde denjenigen, der das getan hat, umbringen!“ schrie sie fast, so laut kam es mir wenigstens vor. Ich umarmte sie, drückte sie ganz feste. Ich wusste zwar nicht, wie das ist, seine Eltern tot aufzufinden, hatte aber großes Mitleid mit ihr. Ihre Eltern wurden ermordet! Das muss echt schrecklich sein. Diese Nacht blieb ich bei ihr, sie brauchte nach diesem Schock moralische Unterstützung. Ich schlief neben ihr im Bett. Nachts wurde ich von ein paar Schluchzern geweckt, die aber nach ein bisschen Trost aufhörten.
Morgens wachte ich neben der noch schlafenden Mai auf. Ich stand leise auf und schlich aus ihrem Zimmer. Ich wollte gerade aus dem Saal heraus auf den Gang gehen, doch dann hörte ich eine Stimme hinter mir fragen: „Und, wie geht es ihr nach diesem großen Schock? Geht es ihr besser? Ich mache mir ziemliche Sorgen.“ Ich drehte mich um und erblickte das besorgte Gesicht Daisukes. „Es geht ihr bereits besser, sie schläft noch, aber du solltest mal zu ihr gehen. Sie ist auch durch dich verletzt.“ riet ich ihm. „Wegen mir? Warum wegen mir?“ rief Daisuke mir aufgeregt hinterher. „Finde es selbst heraus...“ murmelte ich noch, verschwand aber dann in den Gang. Ich ließ Daisuke einfach so verwirrt hinter mir stehen. In meinem Zimmer angekommen saß Sora, mit einer Rose in der Hand, auf dem Bett. Als ich reinkam, sah er auf. Er stand auf und kam auf mich zu. Ich schloss langsam die Tür, verwundert über Sora. Er blieb vor mir stehen und nahm meine Hände. Er sah mich an. Dann gab er mir die Rose in die Hand und flüsterte mir ins Ohr: „Ich... Ich liebe dich, Yuki...“ Ich antwortete erst gar nicht, ich ließ die Rose fallen und küsste Sora. Er erwiderte den Kuss. So standen wir, eng umschlungen, in unserem Zimmer.Es war ein wunderbares Gefühl, mein Herz raste, mein Bauch kribbelte. Als der Kuss endete, hauchte ich ihm ins Ohr: „Ich dich auch, seit ich dich das erste Mal gesehen habe...“ Er ließ mich los und lächelte mich an. Ich lächelte ebenfalls. Das hieß dann wohl, dass es ein neues Pärchen hier im Organisation gab. Plötzlich fiel ihm ein: „Oh, ich muss noch zu Chou, er hat mich gebeten, ihm zu helfen sein Zimmer wieder herzurichten.“ Ich nickte. Er ging an mir vorbei aus der Tür. Ich schloss die Tür, lehnte mich an sie und sank langsam auf die Erde. War das ein Traum? Ich hoffe nicht. Ich war geschockt und gleichzeitig total glücklich.
Ich schmiss mich auf Soras Bett, da ich ja keins mehr hatte, und träumte. Ich lag die ganze Zeit über so da. Bis zum Abendbrot. Es ist das erste Abendessen seit ich hierher gekommen bin, man isst hier nicht so viel, weil man ja auch nicht sterben kann. Ich ging verträumt in den Esssaal und setzte mich neben Sora. Er gab mir als Begrüßung einen kurzen Kuss auf die Wange. Es war doch kein Traum gewesen, worüber ich froh war, aber es fühlte sich trotzdem so an. Es gab Ramen. Alle aßen ziemlich schnell auf und gingen dann wieder. Ich brauchte länger. Als ich fertig war, stellte ich meinen Teller weg und ging zu Mai. Sie lachte mich an, als ich kam. Anscheinend geht es ihr wieder besser. „Na, wie geht es dir?“ fragte ich sie trotzdem. Sie antwortete: „Gut, Daisuke war gestern noch bei mir. Er hat sich bei mir entschuldigt, dafür, dass sein Verhalten mich auch manchmal verletzt. Er sagte er wird mich jetzt so akzeptieren wie ich will.“ Ich lächelte und nickte. Dann erzählte ich ihr, dass ich nun mit Sora zusammen bin. Sie lächelte und meinte: „Na, endlich, ihr wart schon so lange wie zwei kleine scheue Turteltäubchen. Man hat total gemerkt, dass ihr euch liebt.“ Sie lachte. „Ehrlich? So schlimm?“ lachte ich. Sie nickte nur. Ich konnte gar nicht fassen dass diejenige, die mich vor kurzem noch erstochen und mich ignoriert hat, jetzt so nett und lieb zu mir war. Es hatte sich viel an ihr verändert. Ihre grünen Augen glänzten nun nicht mehr vor Trauer, sondern vor Glück. Sie empfing einen immer mit einem warmen Lächeln auf den Lippen, und mit Daisuke schien es bei ihr auch schon besser zu klappen. Ich war echt froh, dass es ihr nun endlich wieder gut geht. Doch die Wut auf den Mörder ihrer Eltern kocht immer noch in ihr. Man sieht es ihr nicht an, doch ich weiß es einfach. Es ist zu offensichtlich, wenn man sie kennt. Sie würde alles tun, um den Mörder zu finden und zu besiegen.
Ich wollte gerade in den Park, mit Mai spazieren gehen, als Daisuke uns aufhielt. Hinter ihm stand Sora. „Ihr habt eine neue Mission. Ihr brecht jetzt sofort auf Mai, du wirst Team 4 begleiten.“ trug Daisuke uns auf. Mai nickte. Wir gingen los. Anscheinend wusste Sora schon wohin wir mussten. Er rannte voran, Mai und ich hinter ihm. Wir kamen in einen Wald. Sora blieb stehen und sah sich um. „Wir sind auf der Spur. Hier endet sie, doch keiner ist hier. Diese Spur sollte von dem Mörder deiner Eltern sein, Mai.“ flüsterte Sora uns zu. Plötzlich wurde mir von hinten gegen den Kopf geschlagen. Eher gepickt, aber es brannte höllisch. Mir wurde schwindelig und ich kippte um. Ein paar Minuten später wachte ich wieder auf. Erst sah ich noch verschwommen, doch ich meinte, Sora gegen etwas kleines kämpfen zu sehen, Mai auch. Ich wurde endgültig wach und sah den Angreifer. Es war ein Kleinkind! Aber kein gewöhnliches. Es trug ein Entenkostüm und hatte lange, wellige hellblaue Haare. Und anstatt Nase und Mund hatte es einen -ich konnte es nicht glauben-Entenschnabel! Ein Kleinkind mit 'nem Entenschnabel! Ich sah es an. Es starrte mir inzwischen in die Augen, Sora und Mai lagen bewusstlos da. Ich stand auf, nahm Pfeil und Bogen, die ich auf Befehl von Daisuke mitnehmen sollte, heraus und zielte auf das kleine Ding. Ich streifte es am Gesicht. Mist! Es rannte auf mich zu, streckte den Schnabel nach vorne und biss in mein Bein. Ein stechender Schmerz durchfuhr mich. Der Schnabel war eindeutig giftig! So etwas hätte ich nie von einem kleinen ungefähr zweieinhalb Jahre alten Mädchen erwartet! Ich konnte nicht mehr stehen, weil mein Bein schlappmachte. Das Gift war echt heftig! Sora lag immer noch auf dem Boden, ihn hat es wohl ziemlich hart erwischt. Mai war inzwischen wach und machte komische Gesten mit ihren Händen, voll und ganz auf unsere Ducky konzentriert. Das Entenmädchen machte einen Schritt zur Seite, es taumelte eher, dann auf die andere Seite. Anscheinend bändigt Mai Duckys Blut! Dann fiel das Entenmädchen hin. Mai rannte zu ihr und holte einen Dolch heraus. „Du wirst büßen, für alles, das du getan hast!“ schrie Mai und hackte die Finger des Mädchens ab, einen nach dem anderen. Das Mädchen weinte. „Feel the pain, little deamon!“ rief ich. Mai entfernte sich etwas von ihr und hob die Hände. Plötzlich machte Mai mit den Händen eine ruckartige Bewegung nach rechts, das kleine Mädchen riss an der Seite auf, Blut schoss aus ihrem nun leblosen Körper. Ich konnte nicht hinsehen. Das war zu brutal, aber ich muss so etwas aushalten können, wenn ich zum Organisation gehören will. Ich zwang mich hinzusehen. Blut spritzte aus dem kleinen Körper heraus, die langen hellblauen Haare hatten sich vor Blut dunkelrot gefärbt. Mein Gesicht war mit Blutspritzern übersät und Sora, der immer noch leblos auf dem Boden lag, schwamm in der roten Suppe. Er machte immer noch keinen Mucks. Ich lief zu ihm und drehte ihn um. Er hatte die Augen geschlossen. „Mai?“ fragte ich „Wie sollen wir Sora nach Hause bringen? Er ist zu schwer!“ Das stimmte, er war größer und schwerer als ich. Mai konnte ihn auch nicht hochheben. „Du könntest dich ja in ein Pferd oder so verwandeln und ihn tragen!“ schlug Mai vor. Ich lachte, verwandelte mich und Mai hievte Sora mit aller Kraft auf meinen Rücken. Wir ließen die blutgetränkte Lichtung hinter uns und gingen in Richtung Hauptquartier. Ich musste etwas humpeln, da die Wunde an meinem Bein ja erst heilte, wenn ich auferstehe nachdem ich gestorben bin. Mir kamen komische Gedanken in den Kopf. Es konnte aber nicht an dem Gift in meiner Wunde liegen, das müsste ja schon ausgeblutet sein. Aber egal. Warum sollten wir Gegner haben, wenn wir eh nicht sterben konnten? Das war doch unlogisch. Welcher Idiot würde sich mit unsterblichen Gegnern anlegen? Genau das fragte ich auch Mai. Sie seufzte. „Ich wusste, dass du diese Frage stellen würdest. Also... Es gibt sehr wenige Leute, die eine Gabe besitzen, mit denen sie auch unsterbliche umbringen können. Die Herrscherin der Bösen hat diese Gabe. Doch solange wir keine so große Bedrohung für ihn darstellen, wird sie uns nicht umbringen. Doch der Tag wird kommen, an dem er merkt, dass wir doch nicht so schwach sind.“ sprach Mai, gefolgt von einem erneuten Seufzen. So langsam wachte Sora auf. „W-wo bin ich?“ murmelte er. Er rieb sich den Kopf. „Was ist passiert? Warum ist alles so rot?“ „Wir haben Ducky besiegt. Du warst ohnmächtig.“ beantwortete ich seine Frage. Er ließ den Kopf wieder hängen. Er war sehr erschöpft, anscheinend hatte Ducky ihn hart getroffen. Im Hauptquartier angekommen brachten wir Sora zu Daisuke. Daisuke meinte, Sora müsse jetzt erst einmal schlafen. Er brachte Sora in unser Zimmer und legte ihn auf das Bett. Ich bedankte mich noch bei Daisuke dafür, dass er Sora getragen hatte und holte ein paar andere Klamotten aus meinem Rucksack. Einen Minirock und ein schwarzes trägerloses Top. Als ich rausging, machte ich noch einen Abstecher zu Daisuke, um mir meinen Mantel zu holen, den ich beim letzten Besuch in Mais Zimmer vergaß. Es war ein langer schwarzer Mantel mit Kapuze, auf dem Rücken war das Zeichen des Drachen-Organisations. Ich zog ihn an und ging raus.
Es war nicht so warm wie sonst. Irgendetwas war hier anders. Die Luft war kalt und feucht. Wolken zogen über den Himmel. Mein Mantel flatterte im Wind. Ich blickte in den dunklen Wald vor mir. Es fing an zu regnen, Regentropfen prallten gegen mein Gesicht. Ich stand da und blickte noch eine Weile in die Kälte des Waldes. Ich drehte mich langsam, weiter auf den Wald schauend, um und ging wieder rein. Plötzlich kam Daisuke auf mich zu. „Da bist du ja endlich! Du musst dringend mit Mai in den Wald! Chihiro kam von einem Spaziergang zurück und berichtete von einigen Gestalten, die sich in Richtung unseres Hauptquartier bewegten. Ihr müsst sie aufhalten! Geht sofort los!“ sagte er angespannt, Mai war bereits hinter ihn getreten. Ich nickte und lief mit Mai los. Im Wald angekommen, sahen wir sie. Es waren acht Männer mit schwarzen Anzügen. Wir stellten uns in Kampfposition vor sie. „Zwei Frauen wollen uns besiegen? Also, Kyoshi hat uns nicht getäuscht, es wird eine leichte Mission.“ Sie lachten hämisch und gingen ebenfalls in Kampfposition. Ich nahm mir zwei von ihnen vor, Mai kämpfte gegen vier. Die anderen zwei standen abseits und beobachteten das Schauspiel. Ich rannte auf einen der Männer zu, holte aus und traf ihn. Er verzog sein Gesicht, presste eine Hand auf seine verletzte Brust und versuchte, mich mit seinem Schwert zu treffen. Er traf mich an meinem Arm. Ich ließ meine Fächer fallen und sah meine tiefe Wunde an. Ich musste jetzt durchhalten, auch wenn die Wunde schmerzte und das Blut meinen Arm hinunter floss. Ich durfte nicht nachgeben! Ich stand wieder gerade. Der Typ hatte inzwischen meine Fächer zerstört. Mist! Er griff von erneut an. Ich wich aus, sprang über ihn, holte meinen Dolch heraus und stach ihn von hinten durch ihn durch. Er fiel hin und lag blutend, am Sterben, auf der Erde. Der andere hatte sich von hinten angeschlichen, ich bemerkte ihn, drehte mich blitzschnell um und sah ihm tief in die Augen. Meine Pupillen weiteten sich, meine Augen wurden schwarz. Der Mann sah mich nur mit großen Augen an. Ich beendete die Hypnose. Der Mann rannte sofort weg, als er das ganze Blut und die Leichen auf der Erde sah. Mai kämpfte inzwischen mit den letzten beiden Kerlen, Einer von ihnen war in ihrem Blick gefangen, Mai quälte ihn mit ihren mentalen Kräften. Der andere lag, mit nur noch einem Arm, sich vor Schmerzen krümmend auf der Erde. Ich erlöste ihn von seinem Leiden und stoß ihm meinen Dolch durch das Herz. Ein erstickter Schrei, dann war er tot. Aus seinem halb offen stehenden Mund triefte Blut und seine Augen starrten ins Leere. Mai hatte inzwischen den anderen erwürgt, sie stand anscheinend auf primitivere Morde. Ich schweifte meinen Blick noch einmal über das Schlachtfeld, drehte mich dann aber zu Mai um. Sie hielt ihren Arm, an dem aus einer tiefen Wunde Blut floss. Ich fragte sie, ob es ginge, und als sie nickte ging ich los. Am Hauptquartier angekommen zog ich meine Kapuze aus und ging mit Mai zu Daisuke, der ihren Arm verband. Ich wartete geduldig und ging dann mit Mai auf mein Zimmer. Sora war inzwischen wieder gesund und las wie immer in seinem Buch. Als wir reinkamen, sah er uns kurz an, wendete sich dann aber wieder seinem Buch zu. Plötzlich schlug ich meine Hand gegen die Stirn. „Oh, Mist! Meine Fächer sind ja kaputt! Womit soll ich dann auf den nächsten Missionen kämpfen?“ Mai sah mich an. „Ich werde mal in der Waffenkammer nachsehen, ob wir noch etwas ähnliches da haben.“ Sie ging los, ich ging mit ihr. Sie kramte ein bisschen und sah mich dann strahlend, mit zwei komischen Handschuhen mit Messern daran, an. Genauer betrachtet waren es Metallhandschuhe, die aber eigentlich wie Gelenkwärmer waren. Ich nahm sie und machte den Verschluss an den Dingern auf. Ich legte den einen auf mein Handgelenk und machte ihn zu. Ich hob die Hand und sah ihn an. Er sah wirklich gefährlich aus! Cool! Dann zog ich noch den anderen an. „Hehe! Schön gefährlich und gar nicht mehr so ladylike!“ grinste ich Mai an. Sie lachte nur und erwiderte: „Das heißt nicht, dass du sie jetzt schon tragen musst!“ Ich ließ den Kopf hängend und machte einen auf traurig. „Schade...“ sagte ich mit gespielter Trauer und zog die Handschuhe aus. Mai lachte immer noch. Ich lachte mit. Dann hörte ich auf zu lachen, verabschiedete mich und ging auf mein Zimmer. Ich tippte Sora an. „Hör mal, haben wir hier eigentlich ein Bad? Also hier, in unserem Zimmer?“ Sora nickte und zeigte auf eine Tür in der hinteren rechten Ecke des Zimmers. Ich bedankte mich, schnappte mir meine Schlafsachen und verschwand im Bad. Ich drehte die Dusche auf und stellte mich darunter. Mann, das war mal wieder nötig gewesen. Ein bisschen Erfrischung zwischen den anstrengenden Tagen hier im Organisation. Ich war fertig, stellte die Dusche zu und trocknete mich ab. Ich zog meine Schlafsachen an und machte das kleine Fenster auf, das oben an der Wand war. Dann ging ich aus dem Bad und legte mich ins Bett. Sora wünschte mir eine gute Nacht, legte sein Buch weg, gab mir einen Kuss und legte sich auch hin. Ich schlief schnell ein. Diese Nacht hatte ich einen furchtbaren Alptraum. Dort waren Sayuri, Daichi, Reika und Kazuki, die tot auf einem blutgetränktem Platz lagen, der aussah wie der Sportplatz unserer Schule. Kazuki lebte noch, und lag, mit Tränen in den Augen auf dem staubigen Grund. Er streckte meine Hand nach mir aus. „Hilf mir, Yuki!“ krächzte er. Ich fuhr hoch. Ich saß kerzengerade in meinem Bett. Ich atmete schnell und schwitzte stark. Sora sah mich verschlafen an. „Leg dich wieder hin, Süße. Es war nur ein Traum.“ Ich ließ mich beruhigen und legte mich wieder hin, in Hoffnung auf keinen weiteren solchen Traum.
Am nächsten Morgen wachte ich auf, total verschwitzt. Es herrschte eine drückende Hitze, das genaue Gegenteil von dem Wetter gestern. Es war echt unheimlich. Als hätte das schlechte Wetter nur an den gegnerischen Ninjas gelegen. Ich stand auf und streckte mich. Ich ging ins Bad und zog ein schönes schwarzes Minikleid an. Es war trägerlos. Ich band meine Haare zu einem Dutt zusammen. Dann ging ich raus. Auf dem Gang traf ich noch Takashi, der mir ein Kompliment wegen meines Aussehens machte. Die ganze Wut über meinen Diebstahl von seinem Gameboy war verflogen. Ich bedankte mich und ging in den Park. In der Sonne war es noch unerträglicher als im stickigen Gebäude. Ich lief, auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen, an Mai und Daisuke vorbei, die mich lächelnd zu sich winkten. Sie picknickten. In der Mitte der Decke, auf der sie saßen, stand ein Korb, mit Obst gefüllt. Ich setzte mich hin und schnappte mir eine Erdbeere. Ich aß sie genüsslich. Mai saß da, mit einer Mandarine in der Hand, und lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Plötzlich fragte Daisuke: „Ach ja, wie geht es eigentlich Sora? Ich hab' ihn lange nicht mehr gesehen.“ Er sah mich an. „Sora geht’s gut. Er liest die ganze Zeit, aber im Moment schläft er noch.“ Daisuke nickte und wendete sich wieder seinem Stück Wassermelone zu. Er hatte den ganzen Mund verschmiert und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Er erblickte mein Grinsen, wurde rot und wischte sich schnell den Mund ab. Mai und ich brachen in einen Lachanfall aus. Es war ein sehr schöner Vormittag.
In der Abendröte ging ich auf mein Zimmer. Diesmal war Sora nicht da. Ich zog mich schon mal um und legte mich ins Bett. Ich sah Soras Buch. Plötzlich wollte ich unbedingt wissen, was er liest. Ich schnappte es mir und las die Beschreibung und Zusammenfassung hintendrauf. Ein Romantik-Roman. So etwas liest Sora? Ich hätte eher an einen Actionroman oder Science-Fiction gedacht. Was soll's. Ich schlug die erste Seite auf, natürlich ohne Soras Lesezeichen zu entfernen. Ich las den ganzen Abend. Plötzlich kam Sora reingeplatzt, mit Takashi und Misaki. „Hey... Ey! Ist das mein Buch was du da liest?“ Ich wurde ein bisschen rot, klappte das Buch zu und legte es beiseite. „Nein... Natürlich nicht! Oh, hallo Tak! Hi Misaki! Schön euch zu sehen!“ erwiderte ich grinsend. Sora rollte mit den Augen. Ich stand auf, ging zu Sora und küsste ihn. Dann setzte ich mich wieder auf das Bett. Misaki setzte sich neben mich und fing an: „Und, wie findest du es hier bis jetzt?“ Ich antwortete: „Sehr gut, hier sind alle total nett.“ Misaki lächelte. Takashi und Sora hatten sich derweil auf in den Wald gemacht, um nach weiteren feindlichen Ninjas Ausschau zu halten. Nach einer Weile kamen sie lächelnd wieder. „Nichts zu sehen.“ berichteten sie. Wir unterhielten uns noch, dann gingen wir schlafen.
KAPITEL 12 (Yukis Mutter, Naomi)
Es ist eine anstrengende Geschäftsreise gewesen. Ich kam zu Hause an und sah einen Brief auf dem Tisch liegen. Yuki konnte ich allerdings nirgendwo entdecken. In dem Brief stand:
Liebe Mum!
Mach dir bitte keine Sorgen um mich, ich bin mit ein paar Freunden fort, werde dich aber bald mal besuchen kommen.
Falls du sonst welche Fragen hast, kannst du dich an Daichi Kito wenden. Seine Mutter, Nanami, müsstest du bereits kennen, daher solltest du wissen, wo sie wohnen.
Hab dich lieb,
deine Yuki

Komisch, was konnte Yuki denn Wichtiges vorhaben? Egal, ich sollte mir wirklich keine Sorgen machen, sie ist ein kluges Kind und weiß was für sie gut ist und was nicht. Trotzdem sorgte ich mich ein wenig um sie. Sie war doch erst 15! Was, wenn sie vergewaltigt wird? Oder schlimmeres? Ich schmiss meine Tasche in die Ecke und machte mich auf den Weg zu den Kitos. Es war eine sehr sympathische Familie. Bei ihnen angekommen fragte ich Daichi sofort nach Yuki. Er erzählte mir alles, von wegen dem Drachen-Organisation und Sora, dem Jungen, mit dem sie dort hingegangen ist. Ich war beruhigt, aber nicht ganz. Schließlich war dieser Organisation eine Kampfeinheit! Was ist, wenn ich meine geliebte Tochter nie wieder sehe? Was war, wenn sie so endete wie ihr Vater... Oder Ko! Diese schmerzhaften Gedanken ließen mich in Tränen ausbrechen. Mit diesen Organisation und Organisationn konnte man nie vorsichtig genug umgehen! Und außerdem, was war, wenn sie dieselbe Gabe wie ihr Vater und Ko besaß? Ich lenkte mich mit einem schönem Film ab. Diese Nacht schlief ich ruhig, doch wer weiß, ob das noch lange so bleiben wird?

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